Kirchenmusik der EKKW
  • O! Orgel | Orgel des Monats | Oktober

     

    „Orgelbauer und Werkstätten“

    im Bereich der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck

     

    Die Orgellandschaft im Bereich der Ev. Kirche von Kurhessen-Waldeck  weist einen Orgelbestand aus über drei Jahrhunderten mit einigen bedeutenden Werken auf. Der Begriff Orgellandschaft allein nimmt Bezug auf die historisch bedingten regionalen Eigenheiten der Orgeln.

    Seine Blütezeit erlebte der Kurhessische Orgelbau im 18. und 19. Jahrhundert. Im 20. Jahrhundert ging er in der allgemeinen Entwicklung des deutschen Orgelbaus auf. Er war vielfältigen Einflüssen ausgesetzt und ist aufs Ganze gesehen wenig einheitlich geprägt. Dies ist vor allem auf die verschiedenen Hessischen Herrschaften und die wechselnden Grenzverläufe in der Geschichte Hessens zurückzuführen. Die kulturelle Konkurrenz zwischen den Landgrafschaften führte zu einer Öffnung gegenüber Einflüssen aus den benachbarten Orgelregionen in Thüringen, Franken, dem Rheinland, der Pfalz und Westfalen. Andererseits entstanden zahlreiche lokale Werkstätten, mit teils langer Familientradition.

    In der Evangelischen Landeskirche von Kurhessen-Waldeck befinden sich heute über 1200 Instrumente.


     

    Orgelbau Krawinkel

    1652 wird in Nordhessen erstmals eine Orgel erwähnt, an welche die Tradition der seinerzeitigen Firma Heeren/Euler anknüpft. Im weitesten Sinne folgt heute die Firma Elmar (Meister 1989/90) und Markus Krawinkel (Meister 2012) dieser Linie, die somit als die älteste in unserer Landeskirche gelten kann.

    Lindenweg 15 | D-34388 Trendelburg-Deisel
    Tel.: +49 (0)5675 725440
    Mail: orgelbau-krawinkel@t-online.de


    Orgelbau Andreas Schmidt

    In Gelnhausen war es der Großvater von Bernhard Schmidt, der die damals sehr bekannte und erfolgreiche Firma Ratzmann übernahm. Bis heute folgt die Firma Schmidt, unter der Leitung von Andreas Schmidt, (Meister 1993) diesem Traditionsweg.

    Vogelsbergstr. 2 | 63589 Linsengericht
    Tel.: +49 (0)6051 75147
    Mail: kontakt@orgelbau-schmidt.de


    Orgelbauwerkstatt Rotenburg

    Der Orgelbau in Rotenburg/Fulda hat eine über zweihundertjährige Tradition, die Dieter Noeske (Ausbildung bei Karl Schuke u. Paul Ott, Meister 1964) nach seiner Übernahme der Firma August Möller mit Erfolg weiterführte und seit 2018 von Orgelbaumeister Peter Kozeluh (Ausbildung Noeske, Meister 1994) weitergeführt wird.

    Ellingeröder Str. 2 | 36199 Rotenburg/Fulda
    Tel.: +49 (0)6623 1462
    Mail: info@orgelbau-rotenburg.de


    Werner Bosch Orgelbau GmbH

    Die Tradition der neuen, „jungen“ Firmen, begründete 1945 Werner Bosch (1916 – 1992, Meister 1947) Dieser gründete in Kassel - Heiligenrod seine Orgelbau- werkstätte, die er später nach Sandershausen verlegte. Er erbaute zahlreiche Instrumente in Europa, Ostasien und den USA. Seine Söhne Wolfgang und Michael setzten diese Tradition fort. Nach deren Tod führt heute der Enkel Martin diese Entwicklung fort. Bis heute ist Opuszahl 951 erreicht.

    Ellenbachstr. 6 | 34266 Niestetal
    Tel.: +49 (0)561 522058 | Mail: info@bosch-orgelbau.com


     

    Frankenberger Orgelbau Christoph Böttner

    Wolfgang Böttner (1925-2006) gründete seine Firma 1960 in Frankenberg. Er erlernte das Orgelbauerhandwerk bei Kamp in Aachen.  Anschließend war er von 1951 bis 1957 Geselle bei Euler in Hofgeismar und vertiefte seine Fähigkeiten und Kenntnisse von 1958 bis 1960 bei Kruse in Lohne (Oldenburg). Die Meisterprüfung legte er im Jahr 1959 ab.

    Christoph Böttner absolvierte 1987/1988 einen Vorbereitungskurs zur Meisterprüfung in Ludwigsburg. Im Jahr 1991 legte er die Meisterprüfung in Kassel ab. Seit 1995 führt er das Unternehmen fort, vorwiegend arbeitet die Firma im Waldecker Land, sowie in Norddeutschland und an der Ruhr.

    Auestr. 34 | 35066 Frankenberg/Eder
    Tel.: +49 (0)6451 24852 | Mail: boettner-orgelbau@freenet.de


     

    Woehl-Orgel-Projekte GmbH

    Die seit 1966 bestehende Orgelbauwerkstatt Gerald Woehl (* 1940, Ausbildung bei Wagner & Vier (1956–1959) und bis 1964 bei Haerpfer & Erman in Boulay-Moselle, Meister 1966) befasst sich mit interessanten Integrationen zwischen historischen Techniken und zeitgemäßen Zusammenhängen. Bedeutende Instrumente gingen aus dieser Werkstatt hervor, stellvertretend für alle sei hier nur die große Bach-Orgel aus dem Jahr 2000 in der Thomaskirche zu Leipzig erwähnt.

    Schwanallee 27-31/10 | 35037 Marburg
    Tel.: +49 (0)6421 23852 | Mail: werkstatt@orgelprojekte.de


     

    Orgelbau Kilian Gottwald

    Nachdem Kilian Gottwald (* 1967, Ausbildung Böttner / Woehl, Meister 1990) im Herbst 2010 zunächst die Werkstatt des verstorbenen Bruno Döring in Neukirchen / Knüllgebirge weiterführte, erfolgte im Herbst 2014 der Umzug nach Kirchhain in unmittelbarer Nachbarschaft zu Amöneburg.

    Karlstr. 6 | 35287 Amöneburg
    Tel.: +49 (0)6422 890789
    Mail: kiliangottwald@web.de


    Orgelbauwerkstatt Marburg

    Nach seiner Ausbildung (Pfeifenbau bei Hüttmeyer, Norwegen, Orgelbau bei Förster & Nicolaus u. Woehl) verschiedener Stationen (u.a. Woehl) der Weiterbildung und seinem Meisterbrief (2002), gründete Michael Berghöfer im Jahre 2002 seine Orgelbauwerkstatt Marburg in Marburg-Frauenberg.

    Bettewiese 5 | 35043 Marburg
    Tel.: +49 (0)6424 5419
    Mail: info@orgelbauwerkstaette-marburg.de


    Orgelpfeifenbau L. & J. Klein

    Im Jahre 1962 gründete Paul Klein mit seinem Sohn Leo den Fachbetrieb für die Herstellung von Orgelpfeifen in Kassel-Calden. 1999 trat Leos Sohn Jens in die Firma ein und führt seit 2013 diesen in dritter Generation fort.

    Schachter Straße 19 | 34379  Calden
    Tel.: +49 (05674) 5674-1899
    Mail: j.klein-orgelbau@t-online.de

     


     

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    Wie werde ich Orgelbauer:in?


    Mozart nannte sie die Königin unter den Instrumenten: die Orgel. Nicht nur wegen der majestätischen, gewaltigen Klänge, mit denen sie Kirchen, Kathedralen und Konzertsäle füllt, sondern auch, weil bei ihrem Spiel beide Hände und beide Füße gleichzeitig im Einsatz sind. Die Orgel gilt daher als das am schwierigsten zu spielende Instrument überhaupt. Doch nicht nur ihr Spiel ist eine Meisterleistung, sondern auch ihre Herstellung. Und um genau die geht es in der Ausbildung zum Orgelbauer. Lass dich von uns einstimmen auf diesen traditionsreichen Handwerksberuf, in dem du auch musikalisch-kreativ gefordert wirst! 

    Info: Der Beruf Orgel- und Harmoniumbauer hat 2019 eine neue Ausbildungsordnung erhalten. Damit wurde die Ausbildung auch umbenannt: Sie heißt jetzt nur noch Orgelbauer, weil das Instrument Harmonium einfach nicht mehr gebaut wird. Mit der Neuordnung wurde der Beruf an aktuelle technische Anforderungen angepasst, zum Beispiel im Bereich der elektronisch gesteuerten Orgelsysteme. Die beiden bisherigen Fachrichtungen "Orgelbau" und "Pfeifenbau" bleiben bestehen.

    Was lernt man in der Ausbildung zum Orgelbauer:in?
    In der Ausbildung als Orgelbauer:in lernst du, Orgeln zu bauen, zu reparieren, zu restaurieren und zu stimmen. Dabei erwartet dich das volle Handwerk-Rundum-Paket. Der Orgelbau wird aber auch von der Digitalisierung beeinflusst: Geschult wird zum Beispiel auch der Umgang mit CNC-gesteuerten Maschinen. Du arbeitest mit verschiedenen Materialien, neben dem Hauptwerkstoff Holz auch Metall, Kunststoff und Leder, du fertigst sämtliche Einzelteile wie Holzpfeifen, Zungenregister und Pedalobertasten an und baust das Instrument schließlich zusammen. Große Holzbretter verarbeitest du zu einem Pfeifenstock, du verleimst Seitenteile fürs Gehäuse, beizt, grundierst und lackierst die Oberflächen und hantierst mit Säge, Hammer, Hobel-, Schleif- und Fräsmaschine. Bei jedem Schritt arbeitest du dabei streng nach einem Konstruktionsplan.

    Sind alle Einzelteile angefertigt, prüfst du sie auf ihre Qualität. Mit einem Stimmgerät stellst du zum Beispiel sicher, dass die Orgelpfeifen den richtigen Ton ausspucken. Anschließend baust du die Orgel soweit zusammen, dass sie sich noch transportieren lässt. Denn nun wird sie dorthin gebracht, wo sie letztendlich stehen soll – zum Beispiel in einer Kirche oder einem Konzertsaal – und vor Ort montiert. Danach muss sie noch so gestimmt werden, dass der Klang zur Akustik der Umgebung passt. Das übernimmt aber in der Regel ein spezialisierter Intonateur. Mit einem Harmonium bekommst du es übrigens fast nur bei Restaurationsarbeiten zu tun, die orgelähnlichen Harmonien werden nämlich kaum noch gebaut.

    Wie unterscheiden sich die Fachrichtungen Orgelbau und Pfeifenbau?
    Im dritten Jahr deiner Ausbildung entscheidest du dich dann zwischen den beiden Fachrichtungen Orgelbau und Pfeifenbau. Im Orgelbau spezialisierst du dich vollständig auf den Bau von Gehäuseteilen, das Anfertigen von Trakturteilen und das Montieren von Orgeln am Aufstellungsplatz. In der Fachrichtung Pfeifenbau stellst du dagegen Platten für Metallpfeifen her, wofür du erst Metall zu Legierungen schmilzt und hinterher die Platten gießt. Außerdem lötest du die Pfeifen zusammen und schneidest Öffnungen für den Luftstrom ins Metall.

    Wie ist die Ausbildung aufgebaut?
    Als klassische duale Berufsausbildung führt dich die dreieinhalbjährige Ausbildung als Orgelbauer zu gleichen Teilen in die Werkstatt und in die Berufsschule. Ausbildungsplätze findest du bei handwerklichen und industriellen Orgelbauern, Herstellern von Spieltischen, Klaviaturen und Orgelteilen sowie Restaurierungswerkstätten. Im Betrieb erwarten dich dann neben der Holzverarbeitung auch Aufgaben aus den Bereichen Elektronik und Mechanik. Du arbeitest nämlich auch mit mechanischen und elektrischen Trakturen (so nennt man die Verbindungen zwischen Tasten und Pfeifenventilen).

    In der Berufsschule lernst du dagegen unter anderem die Geschichte des Musikinstrumentenbaus kennen, bekommst beigebracht, wie du Instrumente stimmst und Maschinen wie Tischkreissägen oder Schleifmaschinen bedienst und lernst die Beschaffenheit der verschiedenen Werkstoffe kennen. Wie du Orgeln entwirfst, Konstruktionspläne liest und Kosten berechnest, steht auch auf dem Lehrplan. Der Berufsschulunterricht findet dabei immer blockweise statt. Da es nur sehr, sehr wenige Berufsschulen für diese Ausbildung in Deutschland gibt, kannst du dich darauf einstellen, immer mal wieder für mehrere Wochen am Stück weit von zu Hause entfernt zu verbringen. Die Anfahrts- und Unterbringungskosten übernimmt aber natürlich dein Betrieb.

    Neben Werkstatt und Berufsschule findest du dich häufig auf Außeneinsätzen wieder – und das nicht nur, wenn die angefertigten Orgeln angeliefert und aufgebaut werden. Tatsächlich stellt so ein Betrieb durchschnittlich nur zwei bis drei neue Orgeln pro Jahr her. Viel Zeit geht daneben für Umbauten, Reparaturen, Wartungen, Reinigungen und Restaurierungen drauf.


     

    Text:

    Erwin Althaus

    © Fotos:

    Die jeweiligen Orgelbaufirmen