Kirchenmusik der EKKW
  • O! Orgel | Orgel des Monats | Mai

     

    „Verkündigung in Klang und Farbe“ (Pfingsten)

    Die Klais Orgel der Elisabethkirche Marburg

     

     

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    Die Elisabethkirche zu Marburg gehört zu denjenigen Kirchenräumen, die jedem Kunst-Interessierten bekannt sind: Eine der wenigen deutschen gotischen Kathedralen, die in der Gotik begonnen und auch noch in dieser kunstgeschichtlichen Epoche fertig gestellt werden konnten. Ein Bauwerk mit einer sehr eindrucksvollen Raumstruktur und Stringenz, dessen Faszination man sich nicht entziehen kann

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    Nach dem Betreten der Elisabethkirche durch das Hauportal eröffnet sich vor einem ein hoher Raum, geprägt durch die mittelalterlichen Glasfenster im Ostchor und durch die hohen Säulen, die das über 20 m hohe Gewölbe tragen. Ist man vor dem Altar mit dem Kruzifix von Ernst Barlach angekommen und dreht sich um, fällt der Blick auf die imposante Orgel. Ihre schlanke Form und ihr asymmetrischer Aufbau verleihen ihr trotz der Größe eine große Leichtigkeit. Dazu eine Farbgestaltung, die in dieser Kirche auf den ersten Blick sicher nicht zu erwarten ist. In ihrer Modernität fügt sich die Orgel einerseits perfekt in die gotische Kirche ein, bildet aber durch ihre zeitgenössische Gestaltung auch einen deutlichen Kontrast zu den anderen Kunstwerken.

     

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    Der Standort der neuen Orgel über dem Westportal liegt direkt unter dem Meistermann-Fenster. Aus akustischen Gründen wurde die Orgel leicht vorgezogen. Am Beginn der Planungen stand die mutige Entscheidung, eine selbständige zeitgenössische Orgelskulptur zu entwerfen, die nicht mit der Kirchenarchitektur in Konflikt gerät. Grundlage des gestalterischen Entwurfes des Instrumentes war die Übernahme des Farben- und Formenkanons des Meistermann'schen Westfensters. Die Thematik des Westfensters, die Ausgießung des Heiligen Geistes, sollte sich in der Orgel fortsetzen. Deshalb wurden Farben und Formen des Fensters für die Gestaltung des Orgelprospektes übernommen. Während im oberen Bereich farbenfrohe geschwungene Elemente überwiegen, sind im unteren Bereich des Fensters und der Orgel eher Grau- und Brauntöne zu sehen. Die geschwungenen Linien wurden teilweise direkt auf die Pfeifen gemalt und mit zusätzlichen Schattenlinien versehen, so dass ein dreidimensionaler Eindruck entsteht.

    Die Orgel wurde 2006 von der Bonner Orgelbaufirma Klais gebaut und hat drei Manuale und Pedal. Dabei ist das Hauptwerk vorne in der Mitte angeordnet, das Positiv ist darüber zu finden. Die großen Pedalpfeifen befinden sich hinter dem Hauptwerk, das Schwellwerk direkt darüber. Mit ihren 58 Registern und über 4000 Pfeifen ist sie die größte Orgel Marburgs und gehört zu den bedeutendsten Instrumenten der Evangelischen Kirche von Kurhessen Waldeck. Das Klangkonzept orientiert sich an den romantischen Orgeln aus Deutschland und Frankreich.

    Technisch handelt es sich um eine mechanische Schleifladenorgel mit mechanischer Spieltraktur und elektrischer Registertraktur. Jalousieschweller im Positiv und im Schwellwerk sowie eine Crescendowalze erweitern die klanglichen Möglichkeiten. Ein „Wind ab“ Register ermöglicht es, den Orgelmotor abzuschalten, die Registeranlage aber in Betrieb zu halten. Damit lassen sich gerade im Bereich der Improvisation und der zeitgenössischen Orgelmusik besondere Effekte erzielen. Selbstverständlich ist auch eine moderne Setzeranlage vorhanden.

     

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    Informationen:
    • Tonumfang: Manuale C-a³, Pedal C-g¹
    • Mechanische Spieltraktur, Elektrische Registertraktur
    • 58 Register, über 4000 Pfeifen
    Disposition:
    • I. Hauptwerk
    • Praestant 16'
    • Bourdon 16'
    • Octave 8'
    • Gedeckt 8'
    • Flûte harmonique 8'
    • Gambe 8'
    • Octave 4'
    • Spitzflöte 4'
    • Quinte 2 2/3'
    • Octave 2'
    • Cornet V
    • Mixtur V
    • Trompete 16'
    • Trompete 8'
    • II. Positiv (schwellbar)
    • Quintatön 16'
    • Principal 8'
    • Holzgedackt 8'
    • Salicional 8'
    • Octave 4'
    • Rohrflöte 4'
    • Sesquialtera II 2'
    • Octave 1 1/3'
    • Larigot
    • Mixtur III
    • Cromorne 8'
    • Klarinette 8' (Schiedmayer 1871)
    • Tremulant
    • III. Schwellwerk
    • Stillgedackt 16'
    • Geigenprincipal 8'
    • Hohlflöte 8'
    • Lieblich Gedackt 8'
    • Aeoline 8'
    • Vox coelestis 8'
    • Octave 4'
    • Traversflöte 4'
    • Violine 4'
    • Nasard 2 2/3'
    • Flautino 2'
    • Tierce 1 3/5'
    • Fourniture IV 2'
    • Harmonia aetheria IV
    • Basson 16'
    • Trompette harmonique 8'
    • Hautbois 8'
    • Voix humaine 8'
    • Tremulant
    • Pedal
    • Untersatz 32'
    • Contrabass 16'
    • Violon 16'
    • Subbass 16'
    • Quintbass 10 2/3'
    • Octavbass 8'
    • Flötenbass 8'
    • Cello 8'
    • Octave 4'
    • Rauschpfeife IV
    • Bombarde 16'
    • Posaune 16'
    • Trompete 8'
    • Clarine 4'

    Koppeln: II - I, III - I, III - I elektr., III - I Super, III - I Sub, III - II, III - II elektr., III - II Super, III - II Sub, III - III Super, III - II Sub, I - P, II - P, III - P, III - P Super


    Crescendowalze | Setzeranlage | „Wind ab“

     

     

    Literatur:

    Die Klais-Orgel in der Elisabethkirche Marburg/Lahn

    Orgelfestschrift zur Einweihung am 5. November 2006

    ISBN-13: 9783886541089


    © Fotos:

    Ev. Elisabethkirchengemeinde Marburg und Orgelbau Klais Bonn