Kirchenmusik der EKKW
  • O! Orgel | Orgel des Monats | Februar

     

    © Nils Klinger 2021

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    „Demonstration“

    Die Kofferorgel von St. Martin, Kassel


    St. Martin in Kassel ist mittlerweile weltweit für seine große Orgel der Firma Rieger bekannt.

    Seit Anfang Dezember 2020 hat St. Martin nun auch eine kleine Orgel, die so gebaut ist, dass man sie selber zusammenbauen kann: eine Bausatz-Orgel, oder auch Koffer-Orgel. Kinder und Erwachsene können sie in ca. einer Stunde komplett zusammensetzen: mit 50 Pfeifen, 25 Tasten, Blasebälgen, Abstrakten und noch vielem mehr. Es kommen feinste Materialien wie Eichenholz, Leder, Knochen, Blei und andere zum Einsatz. Das Instrument passt in drei Koffer und kann in jedem PKW leicht transportiert werden.

    Das Instrument wurde zur Vermittlung von Orgelbau und Orgelmusik im Wesentlichen für Kinder gebaut. Allerdings sind auch immer wieder Erwachsene von dem Instrument fasziniert...

    © K.-H. Mierke 2021

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    Die gesamte Orgel passt in drei eigens dafür angefertigte Koffer, die in jeden PKW passen. So wird die Orgel auch in Schulklassen, Altenheimen, Volkshochschulen und an andere Orte wandern und die Kunst des Orgelbaus vermitteln. Packt man die Koffer aus, hat man einen Bausatz der Orgel vor sich liegen. Und los gehts...

    Der Rahmen muss zusammengesetzt werden... alles aus Eichenholz mit handwerklich wunderbar gearbeiteten Schwanzverbindungen. Und im Rahmen schon eingebaut ist der Windkanal – auf einer Seite durchsichtig mit Plexiglas, sodass der Weg des Windes für alle erlebbar wird.

    © K.-H. Mierke 2021

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    Weiter gehts mit den Bälgen – zwei Faltenbälge hat das Instrument. Mit feinstem Leder gearbeitet sind sie nicht nur eine Augenweide, sie produzieren eine Menge Wind für die Pfeifen! Auf die Faltenbälge werden jetzt schwere Bleigewichte gelegt, extra auch in Eichenholz eingefasst, die drücken genug Wind durch den Windkanal Richtung Pfeifen.

    Nun wird die Klaviatur eingelegt – 2 Oktaven hat die Orgel und ein zusätzliches c". Also 25 Tasten, auf denen man eine Menge Musik machen kann.

    © K.-H. Mierke 2021

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    Jetzt kommt das Herzstück der Orgel, die Windlade. Auch die ist an einer Seite einsichtig, wieder mit Plexiglas verschlossen. So kann man genau erkennen, wie sich die Ventile öffnen und schließen. Alle Teile werden immer mit Holzdübeln fest verbunden, sodass man die Orgel bequem auf- und abbauen kann ohne jedes Werkzeug. Wenn die Windlade nun fest über den Tasten im Rahmen eingesetzt und verdübelt ist, kommen die Abstrakten...

    25 Tasten bedeuten 25 Abstrakten. Das sind die Messingdrähte zwischen jeder Taste und jedem Ventil. Die werden nun alle einzeln eingehängt, was den anspruchsvollsten Teil des Aufbaus darstellt. Sind die Tasten mit den Ventilen verbunden, kann man genau sehen, wie sich die Ventile bei Tastendruck öffnen.

    © K.-H. Mierke 2021

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    Jetzt fehlen fast nur noch die Pfeifen. Vorher legt man auf die Windlade die Registerschleifen, die die Löcher über den Ventilen noch öffnen und schließen können. Zwei Register hat die Orgel: einmal Gedackt 8' und einmal eine Flöte 4'. Dann werden der Pfeifenstock auf die Schleifen gelegt und die Halterung für die Pfeifen angebracht. Das geht alles im Handumdrehen.

    Nun folgen die Pfeifen: die 50 Pfeifen der beiden Register werden der Reihe nach aufgestellt. Die Flöte 4' ist naturbelassenes Holz, das Register Gedackt 8' besteht aus rot gestrichenen Holzpfeifen. So kann man die Pfeifen leicht zuordnen.

    Jetzt muss eine Person Wind „schöpfen“, also beide Faltenbälge bedienen, und eine andere Person kann spielen. Fertig ist die Orgel!

    Das ganze dauert mit Gruppen ca. 60 Minuten, der Kantor der Martinskirche, Eckhard Manz, schaffts in 15 Minuten. Also: keine Angst...

    © Nils Klinger 2021

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    Zusammengefasst besteht die Orgel aus

    • über 700 Einzelteilen
    • ca. 150 Teilen, die zusammengefügt werden
    • 50 Pfeifen
    • 25 Tasten
    • 25 Abstrakten
    • 2 Faltenbälgen
    • 4 Bleigewichten
    • Rahmenteilen
    • 3 Koffern

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    Für den Zusammenbau gibt es eine wunderbare Anleitung, das schafft jede und jeder.

    Die Kofferorgel wurde von der Firma Rotenburger Orgelbau gebaut und komplett gespendet.

    Wer das Instrument ausleihen möchte, meldet sich bitte bei der Musik an St. Martin. Gegen eine kleine Gebühr ist dies jederzeit möglich.